18.04.2024

Rechte bei chinesischen Online-Shops: Günstige Angebote, ungeahnte Kosten?

Ein voller Warenkorb zum kleinen Preis – da werden viele schwach. Chinesische Online-Shops locken ihre Kundschaft mit erstaunlichen Angeboten. Doch Vorsicht: Billig einkaufen kann teuer werden. Warum sich ein vermeintliches Schnäppchen schnell als Wucher entpuppen kann und welche Rechte Käufern zustehen, klärt dieser Artikel.

Bezahlung, Versand & Zoll: Vorsicht vor langen Wartezeiten und hohen Gebühren

Wer bei China-Shops online bestellt, muss im Vergleich zu innerdeutschen Bestellungen häufig mit deutlich längeren Wartezeiten rechnen. Lieferzeiten zwischen 8 und 14 Tagen sind eine positive Ausnahme, in der Praxis dauert es oft mehrere Wochen, bis die bestellte Ware tatsächlich eintrifft. Der Grund: China Online-Shops verfügen üblicherweise nicht über ein Warenlager in Europa. Die Bestellung kommt aus Fernost per Schiff – und ist entsprechend lange unterwegs.

Aufgrund der langen Lieferzeiten von Asien nach Europa kann auch das Risiko steigen, dass bestellte Waren nicht ankommen. Wer bereits per Vorkasse gezahlt hat, bleibt unter Umständen auf den Kosten sitzen. Deshalb raten Fachleute, möglichst erst nach Erhalt der Ware zu bezahlen.

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Beim Import von Waren aus einem Nicht-EU-Land drohen darüber hinaus Probleme mit dem Zoll. Zum einen fallen für jede Bestellung 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer an, zum anderen sind für viele Bestellungen Zollgebühren zu entrichten. Und zwar immer dann, wenn der Warenwert 150 Euro übersteigt. Die Höhe der Zollgebühren richtet sich nach dem Zollwert (Rechnungspreis + Beförderungskosten) sowie dem Zollsatz der jeweiligen Warengruppe des bestellten Produkts.

Beispiel: Eine 200 Euro teure Lederjacke wird von Temu für 10 Euro von China nach Deutschland verschickt. Der Zollwert liegt somit bei 210 Euro. Der Zollsatz für Bekleidung aus Leder beträgt 4 Prozent. Landet das Temu Paket beim Zoll, sind folglich 8,40 als Zollbetrag zu entrichten. Dazu wird eine Einfuhrumsatzsteuer i.H.v. rund 41,50 Euro erhoben (210 Euro + 8,40 Euro * 19 Prozent). Die zusätzlichen Kosten belaufen sich also auf knapp 50 Euro.

Was kann man tun, wenn man ein Plagiat erhält?

Ein weiteres Problem mit dem Zoll tritt beim Plagiatskauf auf. So finden sich bei asiatischen Online-Shops immer wieder Angebote, die dem Originaldesign bekannter Marken nachempfunden sind. Beispielsweise in Form einer Uhr im Apple-Design oder eines Kleides im Design von Gucci.

Der deutsche Zoll führt stichprobenartig Prüfungen durch. Dabei entdeckte Fälschungen werden beschlagnahmt und oftmals vernichtet. Und: Der Kauf von Plagiaten ist illegal. Da der Zoll die Hersteller der Originalprodukte über das Plagiat benachrichtigt, drohen teure Abmahnungen – und im Falle einer Bestellung von mehreren identischen Repliken sogar  Strafen wegen Markenrechtsverletzung.

Mängel bei Größenangaben, Qualität und Material

Produktbeschreibungen und -fotos entsprechen bei Online-Shops aus China vielfach nicht den tatsächlichen Wareneigenschaften. Dies gilt vor allem bei Bekleidungsartikeln. Sie bestehen beispielsweise nicht selten aus anderen Materialien als im Webshop angegeben oder weisen erhebliche Mängel in der Verarbeitung oder im Schnitt auf.

Darüber hinaus entsprechen die Größenangaben nicht den in der EU bekannten Größen. Gekaufte Artikel sind in vielen Fällen deutlich kleiner und enger als erwartet.

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Ein Risiko für die Gesundheit: Fehlende Sicherheitsstandards

Preiswerte Produkte in China Online-Shops entsprechen nicht immer den europäischen Sicherheitsstandards. Dürfen zum Beispiel Spielzeug und Elektrogeräte in Europa nur mit einem CE-Kennzeichen in den Verkehr gebracht werden, fehlt es den Produkten von Temu laut Testkauf des WDR-Magazins Servicezeit oftmals an einer entsprechenden Zertifizierung.

Dies kann insbesondere bei Elektroartikeln schnell zum Sicherheitsrisiko werden. Zwar ist es möglich, dass der asiatische Händler für gegebenenfalls entstehende Schäden haften muss, allerdings wird eine Rechtsdurchsetzung gegen einen Online-Shop in China denkbar schwierig. Aus diesem Grund empfiehlt die Stiftung Warentest unbedingt darauf zu achten, dass Produkte zumindest mit dem CE-Zeichen versehen sind.

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Manipulative Scheinangebote bieten Kaufanreiz

Wettbewerbsverstöße sind bei einigen asiatischen Online-Shops an der Tagesordnung. Konkret geht es um sogenannte Blitzangebote oder einen zeitlich begrenzten kostenfreien Versand. Derartige Sonderaktionen werden der potenziellen Kundschaft mithilfe eines Timers auf der Webseite angezeigt. Dieser läuft jedoch nicht ab, sondern wird nach Ablauf der Zeit zurückgesetzt und neu gestartet.

Auf diese Weise sollen der Käuferschaft sehr hohe Rabatte und unschlagbare Schnäppchen suggeriert werden. Ein Vorgehen, das nach dem Digitale-Dienste-Gesetz der EU verboten ist. Erst kürzlich warf die Bundesregierung dem chinesischen Online-Shop Temu vor, insbesondere jüngere Menschen mit manipulativen Angeboten zum Kauf reizen zu wollen.

Was gilt für Reklamationen und Rücksendungen?

Wer seinen Einkauf wegen einer verspäteten Lieferung, Qualitätsmängeln oder aus anderen Gründen widerrufen möchte, steht häufig vor  Problemen. Viele Online-Shops in China haben kein Impressum und sind lediglich über ein Kontaktformular zu erreichen. Darüber hinaus ist bei grenzüberschreitenden Geschäften häufig unklar, mit wem der Kaufvertrag überhaupt geschlossen wurde und welches Recht anzuwenden ist.

Deshalb: „Vorsicht bei Billigangeboten in chinesischen Online-Shops. Eine Durchsetzung der Käuferrechte dürfte juristisch praktisch kaum möglich sein, wenn der Händler in China sitzt“, so Rechtsanwalt Roland Kirsten.

Zum Weiterlesen: Das gilt im deutschen Kaufrecht

Wichtig zu wissen: Eine Rücksendung an Temu, Wish und Co. kann regelmäßig mit Kosten verbunden sein. So ist eine Temu Rücksendung nur für einen Artikel pro Bestellung kostenfrei, für jeden weiteren Artikel muss eine Rücksendegebühr entrichtet werden. Ähnliches gilt für eine Wish Rücksendung. Laut Hersteller können „die Rücksendekosten je nach Problem mit dem Artikel und dessen Art variieren“. Eine Formulierung, die zumindest vermuten lässt, dass die hohen Rücksendekosten für den Transport nach China von Kaufenden zu tragen sind.

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